Made my Day - Aus dem Alltag in der Kita
Wir genießen die Herbst-Sonne und die Kinder verwöhnen mich mit Donuts und Cappuccino aus ihrem Sandkasten-Cafe.
Als ich genüsslich meinen Cappuccino schlürfe und zu erkennen gebe, dass dieser hervorragend ist, guckt mich Anton höchst zufrieden an und staunt:
"Oh man, Berena. Du bist ja ein echter Lecker-Schmecker!"
Merle (4): "Verena? Weißt du eigentlich, was in einem Pflaumenkern drinnen ist?"
Ich: "Phu... das ist eine gute Frage. Die sind so hart, ich konnte noch in keinen reinschauen. Und du?"
Merle: "Nee. Natürlich nicht. Wir haben doch kein Ultraschallgerät."
Heute war es sehr laut und ich hatte Kopfschmerzen (man ist ja schließlich auch nur ein Mensch).
Ich bat die Kinder mehrfach darum, etwas leiser zu spielen.
Irgendwann hatten sie genug von meiner Jammerei und die "Sprecherin" der Gruppe stellte sich vor mich, stemmte ihre Hände in die Hüfte und sagte (fast schon bemitleidend):
"Es tut uns ja wirklich leid, Frau Becker... aber (sie hob den Zeigefinger) wir sind nun mal - Kinder."
Beim Mittagessen fragt ein Kind in die Runde: "Warum heißen Maultaschen eigentlich Maultaschen?"
Levi (3): "Ist doch klar. Das eine ist das Maul (Füllung) und das andere die Tasche (Teigmantel)."
Alessio (5) sitzt beim Betrachten eines Bilderbuches neben mir.
Er schaut sich immer wieder eindringlich mein Dekolleté an und fragt irgendwann: "Was ist das?"
Ich antworte ihm: "Das ist mein Busen."
Seine begeisterte Antwort: "Boah! Schön."
Emily (2,5) bekommt mit, wie ich mit einem anderen Kind einen Konflikt austrage.
Aus der Ferne sagt sie augenrollend: "Iss mal ein bisschen mehr Obst, dann hast du auch bessere Laune."
Heute haben wir uns kurz gefragt, wo ein Kind abgeblieben ist (ja, auch das passiert manchmal).
Ich wollte gerade mal über das Außengelände gucken gehen, da kommt besagtes Kind durch den Gruppenraum wieder nach draußen und sagt im Vorbeigehen: "Ich war nur Kacka machen. Keine Sorge."
Ariana (fast 4) erzählt mir von ihrem Urlaub: "Weißt du, Berena? Da waren mein Papa, meine Mama und meine Schwester und ich in Cran Canaria. Und da haben wir alle gekotzt.
Ich "Oh je! Ihr habt alle gekotzt?
Ariana (energisch mit dem Kopf nickend): "Ja, gekotzt UND geschissen."
Karl (5) erzählt von seiner Kaffeemaschine und erklärt mir, welche Knöpfe seine Mama für einen Cappuccino drücken muss. Dann erzählt er weiter: "Das ist aber nur für Erwachsene.
Kinder trinken keinen Kaffee. Und meine Oma auch nicht. Die trinkt am liebsten Bier und Möhrensaft."
Felix (5) hält sich den Bauch und kommt mit gequältem Gesichtsausdruck auf mich zu: "Kannst du bitte auf meine Schubkarre aufpassen? Ich muss mal dringend aufs Klo."
Er verschwindet für eine Weile aufs Klo. Sichtlich erleichtert kommt er zurück, klatscht überzeugt in die Hände und sagt:
"Phu! Jetzt geht´s mir schon viel besser."
Drei Mädchen matschen mit Schaum. Der Schaum ist ungerecht aufgeteilt. Marie (fast 5) stellt fest:
"Nele hat am wenigsten, ich am mittelwenigstens und Johanna am mehrsten."
Wir spielen in der Puppenecke und ich bekomme zum hundertsten Mal Nudeln gekocht.
Ich sage: "Kocht mir doch mal was anderes als Nudeln. Vielleicht Gemüse?"
Julian (4): "Nä! Davon muss man kotzen."
Ein Mädchen läuft traurig an mir vorbei. Ich frage sie: "Was ist denn los mit dir?"
Die Schultern theatralisch hängend, zeigt sie mit dem Finger tippend in die Puppenecke und seufzt:
"Hooooch ... ich finde einfach keinen Vater."
Alle Kinder erzählen von ihren Haustieren. Ich frage ein Kind: "Was ist mit dir, Samuel? Hast du auch ein Haustier?" Samuel (6): "Ja, einen Bruder."
Wir sitzen beim Mittagssnack und Emily (2,5) kommt ein bisschen verspätet zu uns getrottet.
Ich bitte die anderen Kinder, ein Stück auf der Bank auf zu rutschen.
Emily macht sich auf den Weg, die Bank zu erklimmen und kommentiert:
"Ja, macht Platz. Damit der König sich setzen kann."
Heute gab es Ärger an der Nestschaukel.
Ein Kind hatte ein anderes heraus geschubst und ich war richtig sauer.
Aurelia beobachtete die Szene aus sicherer Entfernung.
Als das Krawallkind motzend den Schauplatz verlässt, schaute sie dem stapfenden Kind hinterher und kommentierte unbeeindruckt:
"Die blöde Kuh."
Die Kinder sprechen über verschiedene Ausflugsziele. Unter anderem geht es auch um den Eifelturm.
Alessio: "Da war ich schonmal!"
Ich frage: "Wo steht denn der Eifelturm?
Alessio: "In Bonn."
Klara mischt sich vom anderen Tisch ein: "Der ist nicht in Bonn!"
Ich frage nochmal: "Wo steht er denn stattdessen?"
Alessio: "Dohoch. Der steht in Bonn."
Klara haut sich wild gestikulierend auf die Stirn und verbessert ihn augenrollend:
"EIFEL-turm!!! In der Ei-fel!"
Ein Kind sitzt draußen auf der Bank und ich binde ihm die Schuhe zu. Hierzu beuge ich mich etwas nach vorne und mein Po befindet sich genau auf der selben Höhe, wie Leons Kopf, als dieser mit seinem Rädchen staunend an meinem Hinterteil vorbei fährt und sehr überzeugt kundtut: "Boah Verena! Dein Hintern ist aber toll!"
Die Erzieherin wünscht einem Kind "Alles Gute für die Schule."
Das Kind antwortet: "Ja. Und ich wünsche Dir ein schönes Leben."
Zwei Jungen streiten sich:
Kind 1: "Du darfst nicht auf die Schaukel. Hier bin jetzt ICH!"
Kind 2 macht sich trotzdem unbeirrt auf den Weg zur Schaukel.
Kind 1 schreit sauer: "Stooooop!"
Kind 2 bleibt stehen, legt die Hände in die Hüfte und kontert:
" Weißt du, was ich gerade lerne?? Ich lerne zu trainieren."
Er wendet sich ab, geht ein paar Schritte weg, dreht sich nochmal zu seinem Kontrahenten um
und fügt siegessicher hinzu:
"Und ich lernen, wie man groß wird. Und ich lerne, wie man einen Bart bekommt!".
Kind 1: "Weißt du? Der X hat "Ach du Scheiße!" gesagt!"
Kind 2 total entnervt: "Neehee?! Hab ich garnicht!"
Kind 1: "Hast du eben wohle gesagt."
Kind 2 atmet laut ein und aus, greift sich an die Stirn und erklärt augenrollend:
"Ich hab das das nicht mit "ach du" gesagt. Ich hab NUR Scheiße gesagt. Alleine."
Die Kinder spielen heute (leider) sehr ausgiebig "Schießen" und Emil beschwert sich bei der Erzieherin:
"Weißt du?! Die Leonie hat eine Pistole..."
Leonie kommt mit einem Legokonstrukt in die Szenerie und behauptet sich: "Nee, das ist keine Pistole."
"Doch" behauptet Emil standhaft.
Leonie fummelt an ihrem Konstrukt herum und schüttelt den Kopf.
Die Erzieherin fragt sie: "Was ist es denn dann?"
Leonie erklärt, sichtlich gelassen und völlig selbstverständlich: "Das ist ein Elektroschocker."
(Sie klärte im weiteren Verlauf auf: "Der schockt die Leute. Wenn die von der Polizei wegrennen wollen."
Fazit: Sie ist also eine von den Guten... oder so.)
Ich bekomme eine Pizza gebacken.
Genüsslich "esse" ich sie und kommentiere wertschätzend:
"Oh wow! This is a very good Pizza! I really love the Broccoli!"
Der Pizzabäcker wird unvermittelt richtig sauer, schmeißt den Pizzateller hin und teilt mir unmissverständlich mit "No Verena! I don´t play with you anymore!"
Ich bin total ratlos über diesen Stimmungswandel und frage nach: "Ähm... ok ... what is wrong?
Why don´t you play with me anymore?"
Seine sehr ernste Antwort: "I don´t play broccoli!"
Wir genießen das sonnige Wetter in der Schaukel. Zwei Jungs lernen gerade, wie sie gemeinsam mit ihren Beinen die Nestschaukel anschaukeln können. Es klappt immer besser und ich sage begeistert:
"Super! Ihr seid echt richtig gute Anschaukler!"
Einer der Jungen war außer sich vor Freude über seine motorische Errungenschaft und wollte auch mir etwas Nettes zurück sagen. Er polterte freudig heraus: "Ja! Und du Berena, du bist auch eine.. äh... du bist eine (*denk*denk*denk) eine richtig gute Schaukelfrau!"
(Diesen Titel, meine Herrschaften, muss man sich erstmal verdienen! ;)
Toni setzt sich zu mir und fängt an zu malen. Unaufgefordert erklärt er mir beiläufig:
"Weißt du, ich mal hier einen bescheuerten Penner."
Ich bin etwas erstaunt und frage nach: "Aha... einen bescheuerten Penner malst du.
Was genau ist denn ein bescheuerter Penner?"
Er zeigt auf seinen Kopffüßler und sagt: "Na das hier... so sieht der aus."
Ich frage weiter nach: "Ok. Und wo hast du gelernt, was ein bescheuerter Penner ist?!
Er malt uninteressiert weiter und antwortet mir ganz entspannt: "In Serbien natürlich!"
(Ok... wow)
Heute gibt es Gulasch und Liana (3) kaut schon verdächtig lange auf ihrem Fleisch herum. Ich biete ihr mehrfach an, das Fleisch auszuspucken, wenn sie es nicht mag oder zu viel im Mund ist.
Sie antwortet mir jedoch jedes mal beharrlich:
"No, no. I want to chew it."
Nach einer Weile frage ich sie nochmal, ob sie das Fleisch nicht lieber ausspucken möchte. Just in diesem Moment fängt sie lauthals an zu würgen und ich sehe vor meinem inneren Auge bereits den Mageninhalt der letzten hundert Jahre auf dem Tisch verteilt.
Schnell halte ich ihr ein Tuch an den Mund und sage "Put it out. Just spit it out."
Sie muss ihre Mundmotorik ein wenig sortieren, bis sie sich endlich - mit einem sehr kräftigen Würg-Rülpser- ihres Fleischmonsters entledigt. Sie atmet ein paar Mal tief ein und aus. Ich frage: "Liana, are you allright?"
Sie ignoriert meine Frage, schaut sich das Fleischmonster in meiner Hand eindringlich an und äußert dann fast freudig bewundernd:
"Oh wooooooow. I think it´s chicken."
Wir ziehen uns um, weil wir zum Mittagessen gehen wollen.
Ich sehe, wie Sam (fast 4) auf seiner Garderobenbank steht, sich mit einer Hand (sichtlich angestrengt) festklammert und mit der anderen immer wieder umständlich etwas aus seiner Hosentasche fummelt und auf die obere Ablage legt.
Er erklärt mir: "I put my rocks on the top."
Ich erkenne, dass er jede Menge Steine in seiner Hosentasche gesammelt hat und diese Schätze nun sichern möchte. "For my mummy..."
Ich lasse ihn fummeln und kümmere mich erstmal um die anderen Kinder.
Nach einer ganzen Weile, als alle bereits umgezogen und längst beim Essen waren, höre ich Sam immer noch an seiner Garderobe wurschteln.
Ich frage ihn: "Sam... we really need to eat now. How many rocks have you got left in your pocket?"
Er dreht sich (immer noch halb an der Garderobe baumelnd) zu mir um und antwortet entspannt:
"Not that much anymore. Just one billion... and maybe... maaayyybee a few thousand."
Und wenn er nicht gestorben ist, dann fummelt er noch heute... ;)
Mayla und Jona (beide 3) streiten sich im Sandkasten um die Schaufel, mit der man Eisbällchen formen kann.
Es geht immer wieder hin und her. Minutenlang. Irgendwann hat Mayla genug von dem ganzen Zinnober, packt ihren Kontrahenten entschlossen am Kragen, nimmt ihm die Schaufel aus der Hand und stellt endgültig klar:
"ICH bin hier die Eisdielerin!"